Nach einem aktuellen Artikel der Wirtschaftswoche lässt die US-Notenbank den Leitzins nun zum sechsten Mal in Folge unverändert. Allerdings gehen Fachleute davon aus, dass wohl noch Ende dieses Jahres eine Erhöhung des Leitzinses folgen wird. Die derzeit große Vorsicht der Fed war allerdings nicht einstimmig: Nur 5 der 8 Teilnehmer des Offenmarkt-Ausschusses stimmten für eine Nichtänderung des Leitzinses – die anderen 3 wollten eine Erhöhung. Somit bleibt nur noch eine Möglichkeit in diesem Jahr, an der Zinsschraube zu drehen. Die letzte Erhöhung liegt somit nun ca. 1 Jahr zurück. Vor dieser letzten Erhöhung gab es fast 7 Jahre Stillstand nahe der Nulllinie beim Leitzins. In einem Kommentar hieß es, dass sich die Anzeichen für eine notwendig werdende Zinserhöhung zwar verdichten, jedoch wolle man noch auf eine weitere Verfestigung warten. Gerade bei dieser Entscheidung kurz vor der Präsidentenwahl in den USA wollte man bei den gemischten Signalen noch keinen Schritt vollziehen und lieber noch einmal abwarten. Viele Fachleute rechnen nun mit einer moderaten Erhöhung nach der Wahl bei der nächsten Sitzung im Dezember.
Argumente für eine Zinserhöhung verdichten sich nur langsam
Die Inflationsentwicklung der vergangenen 12 Monate zeigt eine nur sehr schwache Steigerung – weit unter dem eigentlichen Ziel von 2 %. Die Erwartung auf eine zunehmende Inflationssteigerung zielt nach Angaben der Fed auf einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren. Die Investitionen in die Wirtschaft sind weiterhin branchenübergreifend eher weich – doch gerade im Energiesektor scheint sich eine langsame Steigerung der Aktivität abzuzeichnen. Insgesamt reagierten die Marktteilnehmer aufgrund dieser Gegebenheiten somit auch nicht besonders überrascht – die Aktien lebten direkt nach der Entscheidung nur kurz auf. Ein Zinsanstieg im Dezember ist jedoch wohl nun weitestgehend eingepreist. Doch trotz allem gibt es auch noch einige Unsicherheiten – so z. B. sind die möglichen Auswirkungen des Brexit nicht klar und auch nicht, welchen Einfluss der neue Präsident auf die Märkte nehmen wird. Die Fed wird weiterhin eine vorsichtige Geldpolitik fahren, meinen viele Fachleute – somit steht der genaue Zeitpunkt für eine Zinsentscheidung also eher nicht fest. Je nach Einflüssen auf dem Markt wird sich das weitere Vorgehen zeigen, auch wenn die Erwartungen für den Zinsschritt im Dezember sehr hoch sind.
Japanische Notenbank überraschte
Vor der Fed-Sitzung hatte die japanische Notenbank die Marktteilnehmer mit einem neuen Langfrist-Zinsziel überrascht. Erwartet wurden war eigentlich eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms – doch stattdessen wurde ein Zinsziel von null Prozent bei den zehnjährigen Staatsanleihen ausgegeben. Damit wird in Japan also auch die nächsten Jahre eine Politik des billigen Geldes vorherrschend sein – laut Kommentar solange, bis die Preise über dem Inflationsziel von 2 % liegen. Eine weitere Verschärfung des Strafzinses (derzeit minus 0,1 %) wurde aber nicht angekündigt. Insgesamt nahmen die Märkte dies zwar mit einer leichten Überraschung, aber trotzdem eher positiv auf – direkt nach der Veröffentlichung stieg der Nikkei-Index um ca. 1,9 % und der Yen gab leicht nach.
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