Eine aktuelle Statistik des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ veranschaulicht den durchschnittlichen Bruttoverdienst nach Bundesland (ohne geringfügig Beschäftigte) im Jahr 2014 je Arbeitnehmer in Euro. Hierbei wird deutlich, dass Vollzeitbeschäftigte in Hamburg den höchsten Bruttoverdienst einstreichen, Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern hingegen den niedrigsten Durchschnittsverdienst in ganz Deutschland erhalten. Beachtlich dabei ist vor allem der sehr deutliche Unterschied beim Bruttoverdienst zwischen Ost und West generell. Neben den ebenfalls deutlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern gibt es also auch ein Lohngefälle je nach Bundesland des Arbeitnehmers. Die neuen Bundesländer liegen bei diesem Vergleich allesamt ziemlich weit hinten und weit hinter dem Gesamtdurchschnitt. Doch ein Urteil sollte nicht vorschnell gefällt werden, wie eine detaillierte Betrachtungsweise näherbringen kann.
Das Einkommensgefälle in Zahlen
Die Top Drei beim durchschnittlichen Monats-Bruttoverdienst eines Vollzeit-Arbeitnehmers waren 2014 Hamburg mit 3.543 Euro, dahinter Hessen mit 3.367 Euro und dann Baden-Württemberg mit immerhin noch 3.248 Euro. Über dem bundesweiten Durchschnitt von 3.036 Euro lagen dann nur noch Bayern mit 3.212, Nordrhein-Westfalen mit 3.163 und Bremen mit 3.088 Euro. Unter dem Durchschnitt liegen damit also 10 Bundesländer – und zwar in dieser Reihenfolge: Rheinland-Pfalz mit 2.988 Euro, das Saarland mit 2.959 Euro, Berlin mit 2.903 Euro, Niedersachsen mit 2.842 Euro, Schleswig-Holstein mit 2.735 Euro, Brandenburg mit 2.444 Euro, Sachsen mit 2.402 Euro, Thüringen mit 2.399 Euro, Sachsen-Anhalt mit 2.370 Euro und schließlich Mecklenburg-Vorpommern mit 2.331 Euro. Auffällig dabei: Zwischen Brandenburg und Schleswig-Holstein klafft eine im Vergleich zu den anderen Differenzen direkter „Nachbarn“ der Statistik sehr große Lücke, nämlich ein Unterschied von fast 300 Euro. Die neuen Bundesländer hinken damit also mehrheitlich sehr stark hinter den alten Bundesländern her.
Worin liegt das Gefälle begründet?
Die teils deutlichen Abstände bei den Verdiensten liegen vor allem in den sehr unterschiedlichen Produktivitätsniveaus begründet. Es gilt quasi die Maxime, dass ein umso höherer Bruttoverdienst erzielt werden kann, je wertvoller die hergestellten Waren und Dienstleistungen der jeweiligen Beschäftigten ist. Damit ist klar, dass die Produktivität in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den alten Bundesländern viel niedriger anzusiedeln ist. Das angesprochene Lohngefälle zeigt sich seit vielen Jahren und stellt daher auch in 2014 keine Überraschung dar. Auch in den nächsten Jahren wird ein ähnliches – wenn auch möglicherweise leicht abgeschwächtes – Bild ähnlicher Güte von den meisten Fachleuten erwartet.
Bestimmte Berufsgruppen liegen ebenfalls vorn
Neben den Standortbedingten und geschlechtsspezifischen Betrachtungen können Lohngefälle zudem noch nach weiteren Kriterien gefiltert werden. Hierbei sind insbesondere die Berufsgruppen von großem Interesse. Die entsprechenden Branchen sind ebenfalls nicht immer gleich stark in allen Bundesländern vertreten und haben damit auch Einfluss auf die von dem Arbeitskreis erstellte Statistik. Besonders gut sind die Verdienste schon seit längerer Zeit bei Finanzhäusern wie Banken und Versicherungen, in Kommunikationsberufen, Energieversorgern und freien Berufen. Besonders niedrige Verdienste hingegen sind in Branchen wie dem Gastgewerbe, der Land- und Forstwirtschaft oder im Transportgewerbe zu verzeichnen. Alle diese Erhebungen sind natürlich immer nur über die Allgemeinheit hinweg zu betrachten – Ausnahmen sind hier durchaus möglich. Für viele Menschen sind zudem nicht unbedingt nur die Einkommenshöhe bzw. der Durchschnittsverdienst von übergeordneter Bedeutung, sondern unter anderem auch die Lebensqualität und das Lebensumfeld, die Zufriedenheit mit dem Beruf und dem familiären Umfeld und die Quantität der Arbeitsbelastung. Es wäre also schlichtweg fatal, allein auf Basis der Bruttoverdienste auf ein „gutes“ oder „schlechtes“ Bundesland für Erwerbstätige zu schließen.
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