In Deutschland herrscht seit vielen Monaten ein regelrechter Run auf die eigene Immobilie – sei es aufgrund mangelnder Anlagealternativen oder auch wegen der extrem niedrigen Zinsen für Immobilienfinanzierungen. Doch viele Menschen können sich trotz der derzeitigen, günstigen Marktlage für Immobilienzinsen eine eigene Immobilie eigentlich gar nicht leisten. Dies kann beispielsweise in einer unsicheren oder einfach zu niedrigen Einkommenslage begründet sein oder auch in hohen Verpflichtungen, die nicht genügen finanziellen Spielraum lassen. Oftmals werden dann die Finanzierungsmodelle „schöngerechnet“, um dem Interessenten zu suggerieren, dass die Belastungen aus dem Immobilienerwerb doch problemlos tragbar wären. Hierbei kommt immer wieder die gut gezielte Werbeaussage zum Tragen, die besagt, dass eine hohe Eigenleistung beim Erwerb bzw. der Herstellung von Immobilien viel Geld spart und damit die gewünschte Immobilie erschwinglich wird. Der Verband Privater Bauherren (VPB) hat kürzlich die Verbraucher davor gewarnt, dieser Aussage viel Vertrauen zu schenken. Wird aufgrund dieser Werbestrategie später realisiert, dass ein großer finanzieller Fehler begangen wurde, ist es oftmals bereits zu spät. Doch warum eigentlich bringt die sogenannte „Muskelhypothek“ eigentlich nicht die versprochene Ersparnis?
Im Traum schon Eigenheimbesitzer
Die Aussicht auf die eigenen vier Wände blendet oft den Blick auf die Realität. So wird der Wert der Eigenleistung bei Bauvorhaben regelmäßig überschätzt, was letztlich zu großen Finanzproblemen führen kann – können aufgrund zu niedrig angesetzter Fremdkosten später die Finanzierungsraten nicht mehr vollständig aufgebracht werden, droht sogar der Verlust des neuen Eigenheims. Vielmehr sollte sich der Interessent vor dem Erwerb darüber im Klaren sein, dass ein hoher Wertansatz von Eigenleistungen nur dann möglich ist, wenn das entsprechende Know-how, die Manpower und die notwendige Zeit in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Laut einer Berechnung des VPB können für den „Durchschnittbürger“ bei einem Reihenhaus mit 140 Quadratmetern, 3 Etagen und Keller nur etwa 9 % der reinen Baukosten als wertiger Anteil für Eigenleistungen angesetzt werden. Das ist sicherlich viel weniger, als die Marketingstrategen vieler Hausvertreiber glauben machen wollen. Gerade Hersteller von Fertighäusern werben oft mit den günstigen Ausbauhäusern, die dann ja quasi in Eigenleistung fertiggestellt werden können. Hierbei wird dann nur die reduzierte Summe des Ausbauhauses bei der Kreditbeantragung angegeben – später jedoch fehlt das Geld für den weiteren Ausbau und die Immobilie bleibt ganz oder teilweise unbewohnbar.
Fachleute sind viel schneller
Der Wert der Eigenleistungen reduziert sich weiter, wenn man bedenkt, dass entsprechende Fachleute für die zu kalkulierenden Arbeiten erheblich weniger Zeit benötigen als der private Bauherr. Hierunter leiden z. B. Arbeitsplatz, familiäre Verhältnisse oder andere wichtige Punkte im Leben der Bauherrschaft. Auch Hilfe von Nachbarn, Verwandten und ähnliches ist nicht unbedingt eine gute Kalkulationsgrundlage. Springen diese später ab (aus welchem Grund auch immer) oder machen Fehler, wird es wieder teurer oder dauert zumindest länger als zunächst gedacht. Kommt der gesamte Bauablauf gar ins Wanken, kann dies spürbar negative Auswirkungen auf das ganze Vorhaben bedeuten. Nach den Untersuchungen des VPB rechnen sich für den Immobilienerwerber eigentlich nur Leistungen aus dem Bereich Malerarbeiten und Bodenbeläge. Hierbei kann durch vergleichsweise einfache Arbeiten eine Menge Arbeitszeit vom Profi eingespart werden. Komplexere Arbeiten sind auch noch von einer anderen Seite her gefährlich: Werden Hausteile oder Installationen durch eine nicht fachgerechte Ausführung beschädigt, greift keine Gewährleistung durch den Bauträger. Der Bauherr bleibt in diesem Fall auf dem Schaden sitzen.
Helfer müssen versichert sein
Da oft Helfer wie Bekannte oder Verwandte mit eingespannt werden, um die Eigenleistung schneller bzw. besser ausführen zu können, müssen weitere Punkte unbedingt berücksichtigt werden. So sollten die Helfer unbedingt versichert werden, um die finanziellen Folgen von Unfällen mit Verletzungen oder gar mit Todesfolge abzusichern. Eine Bauhelferversicherung kostet dabei etwa 2 Euro je Person und Tag. Bei Eigenleistungen muss zudem mit den ausführenden Fachbetrieben ein Zeitrahmen und die genaue Aufteilung, wer welche Tätigkeiten ausführt, abgestimmt werden. Geschieht dies nicht, kann dies zu Verzögerungen oder zu unnötigen Arbeitseinsätzen führen, welche wiederum Kosten verursachen.
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