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Deflationäre Entwicklung in Spanien überrascht Finanzwelt

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Die spanische Konjunktur(Berlin, den 01.04.2014) Eine erste Schätzung der Statistikbehörde in Spanien überraschte diese Tage die Finanzwelt: Es sieht danach aus, dass Spanien wohl überraschenderweise in die Deflation abrutscht. Diese Entwicklung wäre das erste Absinken der Preise seit Oktober 2009 und die Finanzmärkte reagierten umgehend mit einem deutlichen Abschlag des Eurokurses. Die Wahrscheinlichkeit einer Intervention durch die EZB (Europäische Zentralbank) ist nun gestiegen – ein Preisverfall in Spanien ist auf Dauer in der Gemeinschaft nicht tragbar. Im März 2014 ist nach Erhebung der Statistikbehörde wohl mit einer Inflationsrate von minus 0,2 % zu rechnen. Obwohl die Inflationsrate auch in den letzten Monaten schon nur knapp über der Marke von 0 % lag, war allgemein eigentlich kein Absinken in die Deflation erwartet worden. Spanien und seine Entwicklung befeuern nun wieder die Europa-Pessimisten, die eine drohende Deflation auf breiter Front erwarten und damit einen stark gebremsten Konsum und zurückgefahrene Investitionen – sprich, ein Erlahmen der Wirtschaft.

Spekulationen werden angetrieben

Verschiedene Marktteilnehmer an den Devisenbörsen spekulieren nun bereits auf eine weitere Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank, um diese deflationäre Entwicklung zu stoppen. In der Folge geriet der Euro unter Druck und fiel merklich. Die Zukunft wird zeigen, wie die EZB die Situation einschätzt und welche Maßnahmen sie ergreifen wird. Der Notenbankchef Mario Draghi hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder betont, dass die EZB eventuelle Deflationstendenzen mit Argusaugen beobachten wird und bei Notwendigkeit entsprechende Maßnahmen einleiten wird. Es ist fraglich, ob ein einmaliger Ausrutscher in Spanien bereits Konsequenzen nach sich ziehen wird. Die Inflationsrate im Februar in der gesamten Eurozone lag mit 0,7 Prozent im Plus, was zwar deutlich über null aber weit unter dem eigentlichen Ziel der EZB von ca. 2 Prozent liegt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die weiteren Daten – vor allem für die großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich – entwickeln werden.

Wirtschaftliche Erwartungen eigentlich positiv

Nach dem Platzen der Immobilienblase war Spanien grundsätzlich wieder auf dem richtigen Weg. Nach der Einleitung der wirtschaftlichen Reformen und dem Abbau der Ungleichgewichte im Lande haben viele Fachleute dem Land wieder gute Chancen auf ein moderates Wirtschaftswachstum eingeräumt. So wurde denn auch die Produktivität in den letzten Monaten deutlich gesteigert und eine Gesundung auf dem Weg zur Wettbewerbsfähigkeit erreicht. Gefahr drohte bisher scheinbar nur vom unsteten, politischen Gewirke und dem daraus resultierenden, fehlenden Zusammenhalt. Seit dem 2. Halbjahr 2013 konnte wieder ein messbares Wirtschaftswachstum verzeichnet werden. Für 2014 rechnete die Finanzwelt eigentlich mit einem klaren Wirtschaftswachstum von 1 % oder mehr. Dazu sollten nicht nur die Verbesserungen im Lande, sondern auch die besseren Umgebungsbedingungen zu den wichtigsten, weltweiten Handelspartnern beitragen. Dass eine Dynamik von vor 2008 so schnell nicht mehr erreicht werden würde, war wohl klar – doch ein Rückschlag in deflationäre Gefilde passt hier eigentlich gar nicht so recht ins Bild. Die Pessimisten erhalten also neue Nahrung – zu hoffen bleibt jedoch, dass es nur ein kurzes Intermezzo bleiben wird.

Besonnene Reaktion wichtig

Der Bundesbank-Präsident Jens Weidmann reagiert auf die Meldung eher besonnen – „die Eurozone befände sich nicht in einem Deflationszyklus“, sagte er. Er verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass die EZB nicht überreagiert und zunächst die weitere Entwicklung abwartet. Dies wäre auch ein wichtiger, psychologischer Einfluss, damit Spekulanten und Pessimisten nicht Tür und Tor geöffnet werden. Auch Mario Draghi macht mit seinen jüngsten Äußerungen eher einen besonnenen Eindruck. So hat er kürzlich verlauten lassen, dass er die Eurozone eine längere Phase mit niedriger Inflation erwarte, jedoch keinen Preisverfall auf breiter Front. Die nächsten Zinsentscheidungen und Kommentare der EZB werden zeigen, wie die Währungshüter mit den neuesten Entwicklungen umgehen. Die Vergangenheit sollte den Spekulanten eigentlich zeigen, dass die besonnene und abwartende Haltung der EZB eine Grundeinstellung ist, die nur selten schaden kann.

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